Unverpackt-Supermärkte sind eine Idee, um die alltäglichen Massen an Verpackungsmüll zu verringern. Wir verraten Ihnen, wie einfach der plastikfreie Einkauf ist und welche Artikel des täglichen Lebens Sie im Unverpackt-Laden finden können.
Verpackungen, vorrangig aus Plastik, schützen verderbliche Waren vor Beschädigungen beim Transport und machen sie länger haltbar. Die Massenproduktion von erdölbasierten Plastikverpackungen hat allerdings ihre Folgen. Plastik und Einwegverpackungen schaden der Umwelt. Allein drei Viertel des Mülls im Meer bestehen aus Plastik. Jährlich kommen 4,8–12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll hinzu. Dazu befördert der CO2-Ausstoß, der bei der Produktion und Verbrennung der Kunststoffe entsteht, den Klimawandel.
In Deutschland ist das Problem des Verpackungsmülls besonders groß: Allein 2019 hat jeder Bürger im Schnitt etwa 230 Kilogramm an Verpackungen weggeworfen, ein Zentner mehr als der europäische Durchschnitt. Selbst wenn Sie sich immer daran halten, Ihre Verpackungen zu trennen, bedeutet das nicht, dass alles davon auch recycelt wird. Denn nur die Hälfte der in Gelben Tonnen und Säcken gesammelten Stoffe wird auch wiederverwertet.
Unverpackt-Läden liegen im Trend
Früher wurden die Waren im Geschäft oder auf dem Markt noch „nackt“ angeboten, ganz ohne jede Verpackung. Heute kennt man dies noch vom Wochenmarkt. Neben diesen einfachen Marktständen und den allgegenwärtigen Supermärkten ist in den letzten Jahren eine weitere Einkaufsalternative entstanden: Unverpackt-Läden.
Das Konzept dahinter basiert darauf, dass eine Vielzahl von Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs lose angeboten wird. Die Kunden bringen dabei ihre eigenen Taschen und Gefäße mit. Diese Verbindung von traditionellem Markteinkauf und modernem Nachhaltigkeitsdenken wird immer beliebter. 2018 hat eine Umfrage noch ergeben, dass nur 8 Prozent der Deutschen jemals in einem Unverpackt-Laden eingekauft haben. 2022 sieht das Bild schon ganz anders aus: 72 Prozent haben inzwischen mindestens einmal in einem solchen Geschäft eingekauft. Insgesamt gibt es in Deutschland bereits über 300 Unverpackt-Läden, Tendenz steigend. In unserer Bildergalerie stellen wir Ihnen einige davon vor.
Ein verpackungsfreies Konzept mit Zukunft
Auch bei der Logistik kann viel Verpackungsmaterial eingespart werden. Unverpackt-Geschäfte erhalten ihre Waren meist über verschiedene Einzellieferanten. Die Waren kommen in Großgebinden, oft aus Papier oder in wiederverwendbaren Boxen. Ein weiterer Vorteil dabei ist, dass die Zulieferer eher Produzenten aus der Region bevorzugen, was den energieaufwendigen Transport minimiert. Wer hier einkauft, stärkt also oft auch lokale Händler und Produzenten.
Schüttgutt in Stuttgart
Unverpackt- Läden beschränken sich nicht nur auf Lebensmittel, sondern bieten alle Produkte des täglichen Bedarfs an. So können bei Schüttgut in Stuttgart auch Cremes, Shampoos oder Waschmittel aus Kanistern abgefüllt werden. Ein ganzheitlicher Ansatz – genau das, was unserer Umwelt wirklich hilft. Zur Webseite
Ohne in München
Auch bei Ohne in München wird das Konzept „Unverpackt“ verfolgt. Die Idee: Wir sollten insgesamt bewusster einkaufen. Das beginnt mit einem Einkaufszettel, auf dessen Basis man die notwendigen Gefäße einpackt. Im Laden werden diese befüllt und man bezahlt nach Gewicht. Zur Webseite
Original Unverpackt in Berlin
Wer bei Original Unverpackt in Berlin kauft, füllt sich seine Einkäufe selbst in mitgebrachte Gefäße ab. So spart man Müll und kann außerdem genau die Mengen kaufen, die man auch benötigt. Auf diese Weise werden außerdem weniger Lebensmittel weggeworfen. Ganz spontane Käufer können sich Gefäße aber auch leihen. Zur Webseite
Mein Becher für Berlin
Für alle, die nicht auf den Kaffee unterwegs verzichten können, wurde mit "Mein Becher für Berlin" eine einfache Lösung geschaffen. Ein Becher aus Bambus, der sich optisch nicht von seinen Geschwistern aus Pappe unterscheidet, kann beliebig oft befüllt und wieder gespült werden. Vom Erlös des Becherverkaufes werden außerdem Bäume gepflanzt. Zur Webseite
Wie funktioniert der plastikfreie Einkauf?
Generell bringen Sie als Unverpackt-Kunde Ihre eigenen Taschen und Gefäße mit in den Laden. Das können mitgebrachte Jutebeutel, Einmachgläser, Dosen oder andere Gefäße sein. Ein großer Vorteil am selbstständigen Abfüllen der Ware ist, dass die Kunden nur die wirklich benötigte Menge kaufen und die Lebensmittelverschwendung reduziert wird.
Wie der Ablauf genau vor sich geht, regelt jedes Geschäft individuell. Oft werden vor dem Einkauf die Gefäße gewogen und das Gewicht notiert. Dann können Sie sich im Laden bedienen. An der Kasse werden die Gefäße noch mal gewogen und das Leergewicht vom Personal dann abgezogen. Sollten Sie keine leeren Gläser haben, können Sie diese in den meisten Unverpackt-Läden kaufen.
Flüssige Produkte darf man nach dem Lebensmittelgesetz nur in Litern abfüllen, dafür bringen Sie am besten Trinkflaschen mit bekanntem Füllvolumen mit. Reinigungsmittel werden in Behälter gefüllt, die dafür vorgesehen sind – zum Beispiel müssen Spülmittel in leere Spülmittelflaschen.
Die schnelle Frage zum Thema:
Welche Produkte bekomme ich im Unverpackt-Laden?
Ein Gang zum Unverpackt-Laden ist nicht nur umweltfreundlicher und nachhaltiger als in den Supermarkt, sondern in der Regel auch gesünder. Hier gibt es vor allem frische und unverarbeitete Lebensmittel zu kaufen. Industrienahrungsmittel, die mit Zucker und chemischen Zusatzstoffen angefüllt sind, gibt es hier kaum. Aber lässt sich mit einem Besuch im Unverpackt-Laden auch der Wochenbedarf abdecken? Das Sortiment in Unverpackt-Läden ist oft breiter, als man denkt, und Produkte des täglichen Bedarfs werden in der Regel gut abgedeckt.
Einige Waren, die es in den meisten Unverpackt-Läden gibt:
- regionale und saisonale Bioprodukte: Obst und Gemüse
- Getreideprodukte: Nudeln und Mehl aus Weizen, Roggen, Dinkel, Hafer …
- verschiedene Sorten Reis und Bohnen
- Backwaren und Backzutaten wie Zucker und Hefe
- Gewürze
- Getränke wie Natursäfte, Wein und Bier
- Essig und Öl
- Eier und Milchprodukte
- Drogerieartikel: Wasch- und Reinigungsmittel, Seifen, Shampoo, Zahnhygiene …
- Süßwaren: Bonbons und Schokolade
Ist müllfrei auch teurer?
Unverpackt-Läden gelten als viel teurer als die Supermarkt-Alternativen. Tatsächlich sind hier manche der Produkte hochpreisiger. Das gilt jedoch nicht für alle. Besonders Bio- und Fair-Trade-Produkte sind oft günstiger als in den Supermärkten. Zudem ist ein Einkauf im Unverpackt-Laden auch noch nachhaltig.
Ein weiterer Vorteil: Sie sind beim unverpackten Einkauf nicht an vorgegebene Packungsgrößen gebunden. Sie können auch kleine Mengen und Stückzahlen kaufen. Die Kosten der Lebensmittel, die Sie in großen Verpackungen erstehen und dann ungenutzt entsorgen müssen, fallen hier weg.
Online Zeit sparen: Unverpacktes abholen oder liefern lassen
Nicht jeder hat die Zeit, regelmäßig im vielleicht nicht ganz so nah gelegenen Unverpackt-Laden einzukaufen. Praktisch, dass Sie auch online unverpackt einkaufen können, ohne die einzelnen Waren im Ladengeschäft zu sammeln. Viele Geschäfte bieten einen Abholservice an, bei denen Sie Ihre Bestellung online eingeben können und diese abholen oder per Lieferservice nach Hause gebracht bekommen. Die Verpackungen dafür sind entweder recycelt und kunststofffrei oder funktionieren mit einem Pfandsystem. Suchen Sie dafür einfach nach Unverpackt-Onlineshops in Ihrer Nähe!
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