Naturlandschaften, Baudenkmäler oder Altstadtensembles mit großem Wert für die Menschheit: Die UNESCO hat als Natur- und Weltkulturerbe in Deutschland 46 Stätten unter Schutz gestellt. Hier eine Auswahl von Welterbe-Highlights der besonderen Art.
Von Schloss Sanssouci mit seinen Parkanlagen und zahlreichen Bauwerken über das Bauhaus in Weimar und Dessau bis hin zu Quedlinburg als Bilderbuch-Beispiel für eine europäische mittelalterliche Stadt: Sie alle stehen auf der UNESCO-Welterbeliste. Wie wären diese „ausgezeichneten“ Orte als Reiseziel für einen Urlaub in Deutschland?
UNESCO und die Welterbekonvention
Was ist überhaupt die UNESCO? Im Jahr 1945 gegründet, ist sie die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur. UNESCO ist dabei die Abkürzung für United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization.
Über 190 UNESCO-Mitgliedstaaten haben 1972 die Welterbekonvention zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt verabschiedet. Sie soll helfen, außergewöhnliche Kultur- und Naturgüter für die Menschheit zu erhalten. Als Welterbe genießen diese Stätten einen ganz besonderen Schutz.
Derzeit stehen auf der Welterbeliste der UNESCO 1.121 Stätten in 167 Ländern. 46 Welterben der Menschheit finden sich in Deutschland.
UNESCO-Weltkulturerbe: Diese Auswahl an Stätten können Sie in Deutschland besichtigen
Kulturerbe: auf den Spuren des „Alten Fritz“
Die Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin sind seit 1990 Kulturerbe. Zu ihnen gehören unter anderem die Pfaueninsel, die prunkvolle und wohl bekannteste Sommerresidenz Friedrichs des Großen aus dem 18. Jahrhundert Schloss Sanssouci in Potsdam, aber auch Schloss Charlottenhof, Schloss und Park Lindstedt, die Dorfanlage Bornstedt mit Kirche und Friedhof, die Sternwarte in Babelsberg sowie das Belvedere auf dem Pfingstberg. Dabei handelt es sich architektonisch wie landschaftlich um ein Gesamtkunstwerk mit insgesamt 150 Bauwerken und herausragenden Gartenanlagen auf mehr als 2.064 Hektar Fläche.
Bauhaus: Aufbruch in die Moderne in Weimar, Dessau, Bernau
Das Bauhaus mit seinen Stätten in Weimar, Dessau und Bernau revolutionierte die Architektur und Kunst des 20. Jahrhunderts weltweit. Bauhaus-Professoren wie Walter Gropius oder Wassily Kandinsky legten schließlich den Grundstein für das Zeitalter der Moderne. Die Meisterhäuser in Dessau etwa bewohnten so prominente Künstler und Architekten wie Lyonel Feininger, Paul Klee, Oskar Schlemmer, Josef Albers, Ludwig Mies van der Rohe. Einen tieferen Einblick in die Kunstform gibt es im Bauhaus-Museum in Weimar.
Baudenkmäler in Bremen: Rathaus & Roland
Zum UNESCO-Weltkulturerbe in Deutschland zählt auch das Bremer Rathaus mit Elementen von Gotik bis Weserrenaissance. Seine prunkvolle Fassade hat ihm die Ehre eingebracht, eines der schönsten Rathäuser Deutschlands zu sein. Das Rathaus und der Roland in Bremen sind als Baudenkmäler seit dem 15. Jahrhundert Sinnbild für bürgerliche Unabhängigkeit und Marktrechte der Bremer Hanseaten.
Im Rathaus oben sorgt die prächtige Halle für Staunen, unten befindet sich der historische Ratskeller, Deutschlands ältester Weinkeller. Dort war einst schon der Dichter Heinrich Heine zu Gast – und noch heute können sich Besucher in den ehrwürdigen Gewölben bewirten lassen. Der Roland, eine Art norddeutsche „Freiheitsstatue“, ist ein überaus stattlicher Herr: Der 5,5-Meter-Koloss mit den spitzen Knien gilt als größte freistehende Skulptur des deutschen Mittelalters.
Kulturerbe Quedlinburg: Stiftskirche, Schloss, Altstadt & ein Schatz
An der Straße der Romantik im Harz sind rund 2.100 Fachwerkhäuser aus sechs Jahrhunderten erhalten. Sie bilden zusammen mit Jugendstilbauten ein außergewöhnliches Altstadt-Ensemble – ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe in Deutschland! Stiftskirche, Schloss und Altstadt von Quedlinburg gelten als herausragendes Beispiel für eine bestens erhaltene mittelalterliche Stadt. Auf dem Schlossberg thront die Stiftskirche St. Servatii, ein Meisterwerk der Romanik und Grabstätte von Heinrich I.
Wer Glanz und Gloria mag: Das Gotteshaus beherbergt einen der kostbarsten Kirchenschätze Deutschlands. Teil des Schatzes sind feine Elfenbeinschnitzereien, wertvolle Goldschmiedearbeiten oder ein Knüpfteppich aus der Zeit um 1200. Er gilt als ältester erhaltener Teppich dieser Art in Europa.
Der Dom zu Speyer und über 1.500 Liter Wein
Der Speyerer Dom ist gleichfalls UNESCO-Weltkulturerbe in Deutschland: Die mächtige Kirche steht seit 1981 auf der Welterbeliste der UNESCO. Wenn der fast 960 Jahre alte Kaiserdom doch nur erzählen könnte! Wer ihn besucht, betritt ein Reich der Superlative.
So gilt der Dom als Hauptwerk romanischer Baukunst in Deutschland. Mehr noch: Der Speyerer Dom ist die größte erhaltene romanische Kirche der Welt. Zudem stellt die vollständig erhaltene Krypta die größte romanische Säulenhalle Europas dar. Und vor dem Hauptportal lohnt der Blick auf den steinernen Domnapf. Die riesige Schale mit über 1.500 Litern Fassungsvermögen muss jeder Bischof, der neu antritt, mit Wein füllen – zur Unterhaltung des Volkes.
Weltnaturerbe Grube Messel: Urpferdchen und der Affe Ida
Die Fossillagerstätte Grube Messel bei Darmstadt ist einer der ergiebigsten Fundorte überhaupt: Bisher wurden mehr als 40.000 Fossilienfunde entdeckt.
Besucher tauchen ein in vergangene Zeiten. Das Weltnaturerbe Messel führt nach dem Ende des Dinosaurierzeitalters die Wunder der Evolution vor etwa 47 Millionen Jahren vor Augen – ein einzigartiges Zeugnis der Veränderungen in vergangenen Erdzeitaltern. Besondere Entdeckungen in dieser Welterbestätte sind das kleine Urpferdchen, das in eine Einkaufstasche gepasst hätte, der versteinerte Affe „Ida“ oder fossile Schmetterlinge, die auch nach Jahrmillionen noch immer glänzen. Faszinierend!
Lust auf noch mehr Weltnaturerbe?
In Deutschlands hohem Norden wartet ein einzigartiger Lebensraum: das Naturerbe Wattenmeer mit der größten Schlick- und Sandwattfläche der Welt. Die länderübergreifende Welterbestätte Wattenmeer verbindet sogar drei Staaten: Deutschland, Dänemark und die Niederlande.
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