Sie sind gern mit Ihrem Hund im Gelände und machen dabei Tempo? Ihr Hund ist ein „Vorausläufer“ und zieht an der Leine? Dann probieren Sie mal Canicross. Wir verraten, was den beliebten Zughundesport so attraktiv macht, und geben Tipps für Einsteiger.
Was ist Canicross?
Canicross gehört zu den Zughundesportarten. Beim Canicross laufen Mensch und Hund als Gespann durchs Gelände bzw. über einen vorgegebenen Trail. Daher kommt auch der Name: cani von lateinisch canis für Hund und cross von englisch cross-country für querfeldein. Mensch und Hund sind verbunden durch eine spezielle elastische Leine. Der Hund läuft voraus, hält die Leine auf Zug und unterstützt und beschleunigt so seinen menschlichen Begleiter. Es werden Laufgeschwindigkeiten von 16 bis 20 Stundenkilometern erreicht. Der Mensch wiederum lenkt seinen Vierbeiner durch Rufkommandos über die Strecke und gibt so den Kurs vor.
Die Wurzeln des Canicross liegen in Skandinavien, doch gemeinhin gilt der französische Veterinär Gilles Pernoud als „Erfinder“, inspiriert vom nordischen Skijöring. Er entwickelte 1988 mit Studenten der Tiermedizin diesen speziellen Hund-Mensch-Laufsport.
Die schnelle Frage zum Thema:
Warum wird Canicross immer beliebter?
Dass Canicross auch hierzulande immer beliebter wird, hat mehrere Gründe:
- Hunde sind Rudel- und Lauftiere. Beim Canicross können die Vierbeiner ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben. Diesen hat der Mensch übrigens auch!
- Wer seinen Hund kaum an der Leine halten kann, weil der nur seiner Nase folgt, kann beim Canicross den Jagdtrieb seines Vierbeiners in andere Bahnen lenken.
- Canicross verbessert nicht nur Kondition und Fitness von Hund und Mensch, sondern stärkt als Teamarbeit ihre Bindung und Beziehung und festigt das Vertrauen.
- Canicross lässt sich als Freizeitsport betreiben, bei dem der Fokus auf Spaß und gemeinsamer Aktivität liegt. Und als Wettkampfsport, bei dem die Teilnehmer in verschiedenen Kategorien und Distanzen gegeneinander antreten.
- Canicross ist ein einfacher und kostengünstiger Einstieg in die Welt des Zughundesports.
Voraussetzungen für Canicross
Für Mensch und Hund gilt: Beide sollten fit genug sein, um die körperliche Belastung des Laufens zu bewältigen. Das heißt vor allem für den Hund: Herz-Kreislauf-System in Ordnung, keine Rücken- oder Gelenkprobleme, gute Kondition. Also am besten den Vierbeiner vor dem ersten Training beim Tierarzt gründlich durchchecken lassen. Beim Canicross beträgt das Mindestalter für den Hund 15 bis 18 Monate.
Lauffreude, Energie und Vorwärtsdrang sowie Lerneifer, soziale Verträglichkeit und ein guter Grundgehorsam des Hundes sind wichtig für ein sicheres, reibungsloses Training. Idealerweise hat der Vierbeiner bereits die Hundeschule absolviert. Schließlich muss er beim Canicross die Rufkommandos von Frauchen oder Herrchen befolgen (ohne sie bzw. ihn zu sehen) und darf sich nicht ablenken lassen. Das ist wichtig, um Unfälle zu vermeiden. Gerade bei temporeichen Aktivitäten mit dem Vierbeiner können schnell Unfälle passieren.
Eine private Unfallversicherung braucht jeder. Denn im Durchschnitt hat jeder 8 Unfälle im Leben. Folgt daraus eine Invalidität oder Behinderung, bedeutet dies Einschränkungen der Lebensqualität. Und erhebliche Kosten. Etwa für medizinische Hilfsmittel, Umbauten der Wohnung, Unterstützung im Haushalt usw.
Welche Hunde eignen sich für Canicross?
Beim Canicross ist das Regelwerk, was Größe und Gewicht angeht, nicht sehr streng. Im Grunde dürfen Hunde aller Rassen und Größen teilnehmen. Sogar Hunde mit Behinderung können Spaß daran haben, wenn der Tierarzt sein Okay gibt. Natürlich tun sich mittelgroße und große Hunde beim anspruchsvollen Geländelauf leichter als kleine. Bei Canicross-Spitzensportlern haben sich Vorstehhunde wie Deutsch-Kurzhaar und Windhunde bzw. Mischlinge beider Rassen etabliert, dank ihrer Schnelligkeit, Ausdauer und Kraft. Ideal sind auch Schlittenhunde wie Alaskan Malamute oder Hütehunde wie Australian Shepherd (zu Charakteristik und Anforderungen der Hunderassen. Kurzbeinige Rassen wie Dackel oder Corgi und kurznasige Qualzüchtungen wie Mops, Pekinese oder Französische Bulldogge (Atemprobleme!) eignen sich nicht für diesen Ausdauersport.
Die Canicross-Ausrüstung
Sie ist essenziell für die sportlichen Anforderungen. Die passende Ausrüstung mit Hunde- Zuggeschirr, Laufgurt für den Menschen und spezieller Jöring- bzw. Zugleine entlastet Hund wie Mensch körperlich und sorgt für die nötige Sicherheit. Basis für den Menschen: atmungsaktive, schnell trocknende Laufkleidung und Laufschuhe mit Speedcross-Profil.
- Zugleine mit Ruckdämpfer: Die zwei Meter lange elastische Leine verbindet Mensch und Hund, dämpft Stöße und schont den Rücken der beiden Teamkollegen.
- Laufgürtel bzw. Hüftgurt für den Menschen: An ihm wird per Karabiner die Zugleine eingehängt. Er verteilt den Zug optimal. Am besten eignen sich sogenannte Runnerpants mit Beinschlaufen für einen sicheren Sitz.
- Panic-Snap: Mit dem „Panikhaken“, einem speziellen Verbindungskarabiner zwischen Laufgürtel und Leine, lässt sich die Verbindung mit dem Hund sofort lösen, falls man ins Stolpern gerät oder sogar zu fallen droht. Bei offiziellen Rennen ist er vorgeschrieben.
- Zuggeschirr für den Hund: Es sitzt so am Hundekörper, dass die Lunge nicht belastet wird und keine Druckpunkte entstehen. Es darf den Hund weder behindern noch seine Leistungsfähigkeit einschränken und keinesfalls auf dem „Dip“ liegen – einer empfindlichen Stelle auf dem Rückgrat.
- Booties: Für steinigen Untergrund und Hunde mit empfindlichen Pfoten empfehlen sich spezielle Füßlinge.
Inzwischen gibt es einige Onlineportale für Canicross-Ausrüstung und -zubehör. Wer auf Nummer sicher gehen will, kauft die Ausrüstung gemeinsam mit seinem Hund unter fachkundiger Beratung vor Ort. So lässt sich am besten das passende Zuggeschirr für den Vierbeiner auswählen.
Trainingstipps für Canicross-Einsteiger
Es empfiehlt sich, den Einstieg langsam und gut überlegt anzugehen. Das fängt schon bei der Auswahl des Untergrunds an: Wiesen und Waldwege sind okay, Asphalt- und Schotterwege nicht. Mit kurzen, unterhaltsamen Trainingseinheiten beginnen, damit der Hund Kondition und Muskulatur aufbauen kann, den Hund nach der Trainingseinheit loben und belohnen. Tempo und Distanz nach und nach steigern. Ideale Außentemperatur fürs Training: 5 bis 15 Grad. Stets auch eine Wasserflasche für den Hund mitnehmen, damit er nach dem Cool-down trinken kann. Canicross-Sportler führen einen Trainingsplan, in dem sie Strecken, Zeiten, Temperaturen und Wetter dokumentieren und nutzen dabei eine App mit GPS-Tracker. Vor den ersten langen Strecken empfiehlt sich ein Besuch beim Hunde-Physiotherapeuten, um mit ihm den Trainingsplan zu besprechen; eventuell muss auch das Futter dem höheren Energiebedarf des Vierbeiners angepasst werden.
Und das Wichtigste: Der Hund muss das Ziehen und die Rufkommandos lernen.
Rufkommandos trainieren
Die häufigsten (englischen) Canicross-Kommandos sind:
- Stand – steh still und warte auf mein Startkommando!
- Go – lauf los!
- Gee – Rechtskurve
- Haw – Linkskurve
- On by – ein anderes Team überholen, ohne es zu behindern
- Easy – langsam laufen.
Trainingsbeispiel: Gehen Sie mit Ihrem Hund an der Leine. Jedes Mal, wenn Sie nach rechts abbiegen, sagen Sie „Gee“ und belohnen ihn mit Leckerlis und Lob. Dasselbe machen Sie – „Haw“ – beim Linksabbiegen. Erhöhen Sie das Schwierigkeitslevel, indem Sie ihn weiter von sich weggehen lassen und ihn weniger unterstützen. Ein Leinenführigkeitstraining ist übrigens hilfreich, falls Ihr Vierbeiner aufgeregt auf andere Hunde reagiert, denn bei Canicross-Rennen kommt es häufig zu Überholmanövern.
Ziehen trainieren
Manche Hunde sind von Natur aus wahre Zugtiere, andere brauchen etwas Hilfe. Ist Ihr Vierbeiner eher schüchtern und vorsichtig, dann lassen Sie ihn sich erst mal an das Zuggeschirr gewöhnen. Loben und belohnen Sie ihn, sobald er sich ins Geschirr lehnt. Lassen Sie Ihren Hund jedes Mal etwas länger im Geschirr gehen und loben Sie ihn, wenn er Zug macht. Vermeiden Sie, ihn zu korrigieren, wenn er etwas falsch macht.
Erfahrene Canicross-Sportler verwenden ein Geschirr nur fürs Training und die Rennen, bei normalen Gassirunden trägt der Hund ein Halsband. So lernt er zu unterscheiden, wann Ziehen und wann Nicht-Ziehen gefragt ist.
Am besten ist es natürlich, wenn der Hund direkt von erfahrenen Canicross-Hunden und der Mensch von geübten Canicross-Sportlern lernen kann. Googeln Sie einfach mal mit dem Stichwort Canicross-Training plus Ihrem Heimatort im Internet oder suchen Sie bei Facebook nach Canicross-Gruppen. Mittlerweile gibt es hierzulande auch immer mehr Zughundesport-Vereine, die entsprechende Kurse anbieten.
Und egal, wie brav Ihr Hund ist: Ein Moment reicht, um großen Schaden anzurichten. Etwa einen Unfall mit hohen Sach- und Personenschäden. Auch ohne eigenes Verschulden tragen Sie die volle Verantwortung. Eine Hundehalter-Haftpflichtversicherung ist deshalb in fast allen Bundesländern zumindest für bestimmte Hunderassen gesetzlich vorgeschrieben.
Weitere Zughundesportarten
Der Schlittenhundesport mit Musher, Schlitten und den davorgespannten Schlittenhunden ist natürlich die Königskategorie und wohl jedem bekannt. Etwas anders mag es beim Skijöring (von norwegisch Kjøring für Fahrsport) aussehen, das im schneereichen Skandinavien Tradition hat: Der Mensch lässt sich auf Langlauf- bzw. Skatingskiern mit der speziellen Jöringleine von einem oder zwei Hunden ziehen.
Bikejöring und Dogscooting
Die schneefreien Pendants zu diesen Wintersportarten sind Bikejöring und Dogscooting. Bei Canicross-Wettkämpfen gehören sie meist mit dazu. Beim Bikejöring lässt sich der Mensch nicht auf Skiern, sondern auf dem Mountainbike von seinem Hund ziehen. Beim Dogscooting steht der Mensch auf einem speziellen Roller (Dogscooter), vor den der Hund gespannt ist. Im Gegensatz zum Canicross gibt es bei diesen Disziplinen Größen- und Gewichtsvorgaben (mindestens 17 Kilo) für die Hunde, denn sie ziehen Mensch plus Gefährt.
Dogtrekking
Beim Dogtrekking wandern Mensch und Hund, verbunden über die Jöringleine, zusammen über mehrere Tage und eine Streckenlänge von mindestens 80 Kilometern. Tschechische Schlittenhundesportler haben diesen Hundesport als Sommeralternative erfunden. „Schnupperstrecken“ ohne Wertung sind im Schnitt 15 bis 20 Kilometer lang. Wer privat loszieht, kann auch kurze Strecken trekken.
Canicross-Events zum Reinschnuppern und Zuschauen
Die bekanntesten Veranstaltungen für Hobby-Zughundesportler sind die deutschlandweiten StrongDog-Events mit Canicross-Rennen, Bikejöring, Dogscooting, Hindernislauf oder Triathlon (strongdog.de). Alle Disziplinen gibt es für Einsteiger bis hin zu erfahrenen Sportlern; von kurzen bis langen Distanzen kann sich hier jeder an seine persönlichen Grenzen und die seines Vierbeiners herantasten. Höhepunkt für erfahrene Zughundesportler bietet die jährliche World Championship der International Canicross Federation (ICF) in den Kategorien Canicross, Scooter und Bikejöring. Na dann: An die Leine, fertig, los!
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