3 Fragen an Raul Krauthausen

Raul Krauthausen, der Aktivist und Vorstand von Sozialhelden e. V. spricht im Interview über die Schwierigkeiten von Rollstuhlfahrern in Deutschland und sagt, was Vereine tun können, um Inklusion besser möglich zu machen.

2004 haben Sie die „Sozialhelden“ gegründet. Warum?

​Den Verein haben mein Cousin Jan und ich eigentlich aus einem einfachen Problem heraus gegründet: Wir haben mit einem Projekt ziemlich viel Preisgeld gewonnen und wollten es für weitere Projekte ausgeben, aber dafür nicht mehr unsere privaten Konten nutzen. Also haben wir im Internet geschaut, ob die Domain www.sozialhelden.de noch frei ist und uns den Namen gegeben. Mit der Vereinsgründung nahmen unsere Ideen richtig Fahrt auf, und wir hatten im Freundeskreis einfach Lust, neue Projekte anzufangen.

Heute hat der Sozialhelden e. V. 16 feste MitarbeiterInnen, die gerne mit lösungsorientierten Projekten auf soziale Probleme aufmerksam machen wollen. Wir ticken aber mehr wie eine Agentur als ein Verein und sehen die gesamte Gesellschaft als unseren Auftraggeber. So ist unser Projekt Wheelmap.org entstanden – eine Onlinekarte, auf der mehr als 900.000 Orte von Freiwilligen bezüglich ihrer Rollstuhlgerechtigkeit bewertet wurden. Daraus ging dann unser Projekt „Tausendundeine Rampe“ hervor. Mit den mobilen Rampen schufen wir eine praktikable Lösung, um 1–2 Stufen am Eingang zu überbrücken.

Welche Schwierigkeiten haben Rollstuhlfahrer in Deutschland?

Oftmals gibt es jede Menge Bürokratie, und viele Menschen mit Behinderung haben Schwierigkeiten, Leistungen durchzusetzen, die ihnen zustehen. Stufen und andere bauliche Barrieren stellen alltägliche Hürden dar, die nur langsam abgebaut werden. Grundsätzlich kann man also sagen, dass Rollstuhlfahrer am öffentlichen Leben nur limitiert teilhaben können.

Was können Vereine tun, um Inklusion besser möglich zu machen?

Sportvereine haben die besten Grundvoraussetzungen, um ein inklusives Miteinander zu gestalten. Menschen mit und ohne Behinderungen lassen sich gleichermaßen für den Sport begeistern. TrainerInnen und OrganisatorInnen können dabei kreativ sein, inklusive Angebote zu schaffen, um jedem die Teilnahme zu ermöglichen. Wir wünschen uns, dass Sportvereine diese Angebote auch stärker kommunizieren. Es muss dann nicht immer das „inklusive Sportfest“ sein, sondern kann auch der Hinweis auf die Angebote sein, beispielsweise: „Unsere Sporthalle verfügt über einen rollstuhlgerechten Zugang, und Assistenzhunde sind willkommen.“ Allein mit solchen Kleinigkeiten kann schon viel erreicht werden. ​

Dies wäre ein wichtiger Meilenstein, um Inklusion im Leistungs- und Breitensport Wirklichkeit werden zu lassen.

Mehr zum Thema im Beitrag Inklusion.

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