Der 10-jährige Lennart Knopp isst ziemlich kompromisslos: Wurst in allen möglichen Variationen ist sein Lieblingsessen – auch als Frühstück. Um Punkt 7:10 Uhr wird er zur Förderschule in Püttlingen abgeholt.
Der 10-jährige Lennart Knopp
isst ziemlich kompromisslos: Wurst in allen möglichen Variationen ist sein Lieblingsessen. Mit Käse und Gemüse sollte man ihm dagegen nicht kommen. „Lennart nimmt zum Frühstück auch mal normale Brote mit Marmelade und Nutella, aber sein sonstiger Speiseplan ist ziemlich übersichtlich. Und täuschen kann ich ihn nicht – er ertastet das Essen“, erklärt seine Mutter Esther Knopp, die ihm jeden Morgen kurz nach 6 das Frühstück serviert. Da hat sie Lennart bereits gewaschen und frisch gewindelt. Denn um Punkt 7:10 Uhr wird er zur Förderschule in Püttlingen abgeholt.
Lennart ist seit seiner Frühgeburt 2005 schwerstbehindert und pflegebedürftig. Bereits kurz nach seiner Geburt musste Lennart mehrere neurochirurgische Eingriffe überstehen. Lennart kann nicht richtig sehen und sprechen. Er kann seine Beine zwar bewegen, aber nicht stehen und gehen. Die Körperförderschule besucht er montags bis mittwochs bis 15:00 Uhr und donnerstags und freitags bis 13:00 Uhr. Hier ist alles auf die Verbesserung der körperlichen Selbstständigkeit ausgerichtet. Seit seiner Einschulung hat Lennart dort auch einen männlichen Integrationshelfer, der sich intensiv mit ihm beschäftigt. Nachmittags übernimmt seine Mutter wieder die Betreuung, bis er um 18:30 Uhr ins Bett gebracht wird.
Das ist eine Mammutaufgabe und geht nicht ohne menschliche und technische Hilfe. Seit Jahren bekommt Lennart von der DKV viele Hilfsmittel, die seine Versorgung erleichtern. Das fängt mit einem Rehabuggy an und hört mit einem „Treppensteiger“ im Außenbereich des Hauses längst nicht auf. Björn Menke und Simon Wedler sind Pflegespezialisten und kennen die Familie Knopp seit Jahren. „Mit dem Aufwachsen von Lennart verändert sich natürlich auch der Hilfsmittelbedarf. Wir versuchen, möglichst schnell und komplikationslos den Leistungsanspruch zu prüfen und zuzusagen. Das ist unser Beitrag zur Entlastung der Eltern, besonders der Mutter. Was die leisten, ist absolut bewundernswert.“
Seit Januar 2008 hat Lennart die Pflegestufe 2 und wird zu Hause versorgt – weitgehend ohne einen Pflegedienst einzubinden. Esther Knopp: „Wir be-kommen monatlich 728 Euro Pflegegeld. Für mich als Pflegeperson zahlt die DKV auch Beiträge zu Rentenversicherung. Das ist für meine soziale Siche-rung, weil ich Lennart täglich über 14 Stunden pflege.“
Wenn Lennart nachmittags zu Hause ist, sitzt er gern auf seiner Sitzmatte am Boden und spielt vor sich hin. Viele seiner Spielsachen, denen er auch schon mal was vorsingt, sind in Reichweite. In seiner roten Spielkiste hortet er ein Sammelsurium von Bausteinen und vieles, was richtig schön Krach macht. Lennart findet auch Hörspiele interessant. Sein derzeitiger Favorit ist quietschgrün, geflügelt und reiselustig: der kleine Drache Tabaluga. Laut und lebhaft geht es an Lennarts Geburtstagen zu. Den feiert er natürlich im Kreise der Familie. Zusätzlich darf er dann immer zwei Kumpels aus der Förderschule zum Kindergeburtstag einladen. „Sie sitzen dann zusammen und machen richtig Radau. Ich denke dann immer: welch’ ein schöner Chaoshaufen. Aber selbst wenn es etwas handfester zugeht, muss ich mir keine Sorgen machen – Lennart und seine Schulkameraden sind deutlich schmerzunempfindlicher als gesunde Kinder“, freut sich Esther Knopp.
Um 18:30 Uhr ist im Hause Knopp Bettzeit. Lennart wird für die Nacht frisch gemacht. Bevor Esther Knopp dann selbst gegen 22:00 Uhr zu Bett geht, schaut sie bei ihrem Sohn noch einmal nach dem Rechten. Es kommt vor, dass Lennart zu später Stunde noch mal gewindelt werden muss. Wenn es eine gute Nacht ist und Lennart keine Krampfanfälle bekommt, kann Esther Knopp durchschlafen.
Auch Esther Knopp braucht und nimmt sich kleine Auszeiten. Manchmal springen ihre Eltern, eine Bekannte oder eine Schwägerin ein. Dann macht sie abends eine kleine Stippvisite zu ihren Ponys, die auf einer Koppel am Ortsrand stehen. Und während Lennart in der Schule ist, hat sie es beruflich mit Pferdestärken zu tun: Sie arbeitet stundenweise in einer KFZ-Werkstatt für Oldtimer im Familienbetrieb. „Natürlich tun mir Zeiten ohne Lennart gut. Und – Lennart ist kein Einzelkind. Ich muss auch an unsere jüngere Tochter Rabea denken. Die muss sowieso ganz schön zurückstecken.“ Deswegen gehört ein halber Tag in der Woche der Siebenjährigen: Mutter und Tochter Knopp unternehmen zu zweit etwas: Turnen, Fußballturniere und Ponyreiten.
Machen die Knopps überhaupt Urlaub? Einmal waren sie vier Tage in Belgien in einer Ferienwohnung am Strand. Sand geht eben bei Kindern immer. Lennart und Rabea waren ganz bei der Sache und buddelten, was das Zeug hielt. Aber für Mutter Knopp war es auch anstrengend – immer mit dem Rolli durch den Sand pflügen …
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