Pflegeurlaub ist sowohl für Pflegende als auch für Pflegebedürftige eine wunderbare Gelegenheit, sich vom Alltag zu erholen. Als Aufenthalt, der auf die Bedürfnisse von Alten und Kranken und deren Angehörigen eingeht, wird der Pflegeurlaub zu einer wertvollen Auszeit, die beiden Seiten guttut.
Über zwei Drittel der Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt
Marianne M. und ihr Mann Peter schauen gemeinsam auf die Wellen der Nordsee. Lange sind sie nicht mehr von zu Hause weggekommen. Herr M. hat Demenz. Seine Frau kümmert sich seitdem rund um die Uhr um ihn, und dies schon seit Jahren. Zum ersten Mal haben sie nun gemeinsam Gelegenheit, die häusliche Umgebung hinter sich zu lassen und in einer anderen, belebenden Umgebung auszuspannen, Zeit füreinander zu haben und wieder neue Kraft zu tanken.
Rund 70 Prozent der Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt. Laut Robert Koch-Institut betreuen 4,7 Millionen Menschen in Deutschland regelmäßig eine pflegebedürftige Person. Dies ist eine nicht zu unterschätzende Belastung über viele Jahre. Auszeiten sind dringend notwendig. Doch das schlechte Gewissen, den Pflegebedürftigen während dieser Zeit in fremde Hände geben zu müssen, hält viele von einem Urlaub ab.
Pflegeurlaub: Das Angebot muss passen
Doch es gibt eine Möglichkeit, alles miteinander zu verbinden: Ein Urlaub an einem Ort, der auf die Bedürfnisse von Alten oder Kranken vorbereitet ist und die Pflegenden mit professioneller Unterstützung entlastet. Unter Pflegeurlaub verstehen die meisten die Freistellung vom Arbeitsplatz, um einen Angehörigen zu pflegen. Pflegeurlaub kann aber auch bedeuten, gemeinsam mit dem Pflegebedürftigen zu verreisen, Urlaub und Pflege zu verbinden und zusammen eine schöne Zeit zu genießen.
Es gibt immer mehr Urlaubsangebote, die speziell darauf zugeschnitten sind. So kommen beide Seiten in den Genuss, eine Zeitlang aus dem Alltagstrott herauszukommen. Pflegerische und medizinische Versorgung vor Ort sind wichtig – bei Bedarf auch jemand, der eine Weile die Betreuung übernimmt, sodass der Angehörige etwas Zeit für sich selbst hat oder sich mit anderen Pflegenden am Urlaubsort austauschen kann. An der Nordsee kümmert sich jeden Tag eine Pflegerin zwei Stunden um Peter M. Seine Frau macht in dieser Zeit lange Spaziergänge am Strand.
Je nach Pflegegrad ist es nicht einfach, ein passendes Angebot für den Urlaub zu finden. Manchmal reicht ein barrierefreies Zimmer mit Fahrstuhlzugang, absenkbaren Betten und behindertengerechter Dusche und Toilette aus. Andere Fälle benötigen eine komplette Betreuung, vielleicht sogar Erfahrung im Umgang mit Demenzkranken.
Urlaubsziele für Pflegebedürftige und Angehörige
Rhodos
Urlaub verbunden mit Pflege lässt sich sogar im Ausland machen, z. B. auf Rhodos. In einem deutsch-griechischen Gemeinschaftsprojekt stehen den Urlaubern in zwei Krankenhäusern Fachärzte und ein eigens aufgebauter griechischer Pflegedienst mit deutschsprachigem Personal sowie ehrenamtliche Helfer zur Verfügung.
Dornum
Doch auch in Deutschland lassen sich attraktive Urlaubsziele finden. In Dornum an der Nordsee etwa bietet ein Hotel Zimmer für Pflegende in Kombination mit einem nahe gelegenen Pflege- und Betreuungszentrum für den Pflegebedürftigen.
Vlieland
Auf der westfriesischen Insel Vlieland in den Niederlanden gibt es ein Wohn-Pflegeheim für die gemeinsame Auszeit, in dem sich Urlaub und Pflege vereinbaren lassen. Unter anderem hält es spezielle Strandrollstühle bereit.
Marianne und Peter M. sind froh, sich zwei Wochen an der Nordsee gegönnt zu haben. „Ich bin seit vier Jahren nicht mehr rausgekommen“, berichtet Frau M., die mit ihrem Mann früher viel unterwegs war. „Dieser gemeinsame Urlaub an der See tut uns beiden gut: Mein Mann genießt die Seeluft sichtlich, und ich kann neue Kraft für die weitere Pflege schöpfen.“
Worauf sollten Sie beim Pflegeurlaub achten?
Ein Pflegeurlaub soll für alle Seiten ein Gewinn sein. Denn nur dann nehmen Sie die Erholung auch ein Stück weit mit nach Hause. Wer sich und seinem pflegebedürftigen Angehörigen eine Auszeit gönnen will, sollte sich im Vorfeld gut informieren, ob das Angebot passt. Dabei sind Pflegehotels Mischformen aus Pflegeeinrichtungen und Hotels.
Unter anderem sollten Sie sich diese Fragen stellen:
- Sind die Unterkünfte den Bedürfnissen des alten oder kranken Partners angemessen? Gibt es Pflegebetten, Aufrichthilfen oder Patientenlifter?
- Stimmt die Balance aus Hotel und Pflege – gefällt es auch dem Pflegenden?
- Gibt es gemeinsame Veranstaltungen für Kranke und ihre Angehörigen?
- Gibt es Kurzzeit- oder Tagespflege, damit der Pflegende etwas für sich unternehmen kann?
- Ist die Ausstattung barrierefrei?
- Befinden sich geschulte Pfleger vor Ort, die sich mit dem Krankheitsbild auskennen?
- Gibt es Hilfsmittel wie Notrufsysteme und Rollatoren?
- Bietet die Unterkunft Ergo- oder Physiotherapie an?
- Ist unter Umständen Intensivpflege verfügbar?
- Ist für den Notfall ein Krankenhaus in der Nähe?
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