Inhalt
Passivhäuser gehören zu den energieeffizientesten Bauten, da die Wärmeenergie größtenteils passiv erzeugt wird. Was das bedeutet und wie das genau funktioniert, erklärt Dr. Berthold Kaufmann vom Passivhaus Institut.
Passivhäuser stehen für einen Baustandard, bei dem die Priorität auf maximaler Energieersparnis liegt. Diese Gebäude erzeugen bzw. behalten den Großteil der Wärmeenergie passiv, also ohne aktive Energiezufuhr. Das geschieht durch hocheffiziente Dämmung, gute Luftdichtheit und ein spezielles Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung. Passivhäuser sind die Weiterentwicklung von Niedrigenergiehäusern.
Egal ob Einfamilienhaus, Mehrfamilienhaus oder öffentliches Gebäude: So gut wie alle Neubauten können als Passivhäuser konzipiert werden. Auch bestehende Altbauten können durch zielgerichtete Sanierungsarbeiten einen Passivhaus-Standard erlangen.
Verglichen mit herkömmlichen Gebäuden können Passivhäuser zwischen 75 und 90 Prozent des Heizwärmeverbrauchs einsparen. Im Schnitt verbrauchen Passivhäuser für Heizenergie nur etwa 1,5 Liter Heizöl beziehungsweise 1,5 Kubikmeter Erdgas pro Quadratmeter und Jahr. Das entspricht 15 Kilowattstunden. Zum Vergleich: Der Durchschnittsverbrauch von Gebäuden in Deutschland beträgt etwa 13,6 Liter. Schlecht gedämmte Altbauten benötigen sogar bis zu 20 Liter pro Quadratmeter und Jahr.
So spart man nicht nur beim Energieverbrauch, sondern spart Geld – und das Tag für Tag. Sparen ist beim Bauen zurzeit nicht einfach. Inflation und Baukosten steigen, die Unsicherheit auch. Überlassen Sie Ihre Wünsche nicht dem Zufall. Mit einem Bausparvertrag bauen Sie solides Eigenkapital auf und sichern sich die günstigen Darlehenszinsen dauerhaft, denn hohe Zinsen sind bereits Realität, und der Preis für Baugeld steigt weiter.
Dr. Berthold Kaufmann sitzt im hellen Arbeitszimmer seines Passivhauses in Darmstadt mit Oberlicht in der Decke und verglasten Balkontüren zur Südseite. Das Raumklima ist angenehm ausgewogen, die Raumtemperatur liegt bei gut 25 Grad. Und dabei hat er seine Heizung noch gar nicht eingeschaltet. Dr. Kaufmann berät und bildet beim Passivhaus Institut Architekten und Bauträger in Sachen energieeffizienter Gebäudetechnik weiter. Hier erläutert er, was Passivhäuser ausmacht:
Die wichtigsten Merkmale eines Passivhauses
Copyright: © Passivhaus Institut
Hocheffiziente Dämmung und Wärmebrückenfreiheit
„Bei der Planung wird darauf geachtet, dass die Wärmedämmschicht durchgehend eine bestimmte Dicke hat. Wie dick genau, wird durch die Energiebilanzberechnung bestimmt. Die Wärmedämmung sollte wie ein Pullover lückenlos rundherumgehen“, so Dr. Kaufmann. Sogenannte Wärmebrücken, also Übergangsstellen, an denen Wärmeverluste entstehen, gilt es bei Bau und Sanierung so weit wie möglich zu vermeiden oder zu minimieren.
Luftdichtheit
Ein ideales Passivhaus ist sehr gut luftdicht. So gelangt im Winter keine warme Luft nach außen und im Sommer keine warme Luft nach innen. „Bei der Planung betrachtet der Architekt die ganze Gebäudehülle und ermittelt einzelne Stellen, bei denen Luft entweichen könnte, beispielsweise Holzbalken, die durch das Dach gehen. Bei jeder kritischen Stelle muss man sich dann etwas einfallen lassen, wie sie abgedichtet werden kann.“
Fenster als Wärmequelle
Nicht nur dienen im Passivhaus Fenster als Lichtquelle oder zur Aussicht, sie werden auch als Wärmelieferanten durch Sonneneinstrahlung genutzt. Aus diesem Grund sollten die Fenster an der Südseite relativ groß sein, während die Fenster an der Nordseite kleiner sein können.
Auch Solaranlagen dienen als Energielieferant. Wie es funktioniert, zeigen wir Ihnen hier. Passivhausfenster müssen spezielle Wärmedämmwerte einhalten und sind in der Regel dreifach verglast. Ihre Fensterrahmen sind bestens gedämmt und haben wenig bis keine Wärmebrücken.
Im Passivhaus wird der erforderliche Luftaustausch von der Lüftungsanlage übernommen. Heißt das, dass man in einem Passivhaus ständig hermetisch abgeriegelt ist? Dr. Kaufmann stellt klar, dass es ein Missverständnis sei, dass man in Passivhäusern die Fenster nicht öffnen könne. „Im Winter ist es energetisch zwar nicht empfehlenswert, wer aber ein Fenster aufmachen möchte, kann dies natürlich jederzeit tun.“
Lüftungsanlage
Um es konstant behaglich zu haben, wird in Passivhäusern durch ein spezielles Lüftungssystem Wärmerückgewinnung betrieben. Dabei wird durch einen verdeckten Einlass in der Außenwand ständig frische Luft zugeführt und gefiltert, verbrauchte Luft wird entfernt. Die im Raum entstandene Abwärme, etwa durch Küchengeräte oder Körperwärme, wird genutzt, um die neu zugeführte Luft zu erwärmen.
Die Lüftungsanlage ist aber auch wichtig, um die feuchte Atemluft der Bewohner abzuführen, die normalerweise über die Fensterlüftung abgegeben wird. Sie vermeidet so Kondenswasser oder Schimmelbildung im Haus. Die Lüftungsanlage läuft durchgehend und sorgt für frische, temperierte Luftzirkulation. Über Partikel oder Gerüche braucht man sich dank Feinfiltrierung keine Sorgen zu machen, so Kaufmann: „Störende Gerüche werden durch eine Passivhaus-Belüftung vermieden, da die Luft ständig ausgetauscht wird. Das bestätigen uns die Bewohner immer wieder!“
Die Gesamtheit all dieser Komponenten führt im Winter dazu, dass weniger geheizt werden muss, da die Wärme zu einem geringeren Ausmaß entweicht. Im Sommer hingegen kommt die Hitze durch die Dämmung und Luftdichtheit gar nicht erst ins Haus, es bleibt angenehm kühl.
Der Bau eines eigenen Hauses ist eine spannende und herausfordernde Angelegenheit, die einige Unwägbarkeiten mit sich bringt. Mit einer Bauherrenhaftpflicht-Versicherung können Sie sich gegen Haftpflichtansprüche Dritter absichern.
Unterkellerung ist auf zwei Arten möglich
Wer einen Keller in seinem Passivhaus haben möchte, muss darauf achten, dass dieser das Prinzip der ganzheitlichen Wärmehülle nicht untergräbt. Eine Unterkellerung kann auf zwei Arten geschehen:
Der Keller befindet sich außerhalb der thermischen Hülle des Hauses. Er wird durch eine dicke Dämmschicht und eine abgedichtete Tür vom Rest des Hauses abgetrennt. Dadurch braucht das Haus insgesamt weniger Energie, der Keller selber wird aber nicht beheizt, ist weniger komfortabel und anfällig für Feuchtigkeit.
Der Keller wird innerhalb der thermischen Hülle gebaut. Dann braucht es keine dämmende Trennung zwischen Wohnbereich und Untergeschoss, der Keller wird wie der Rest des Hauses warm gehalten und kann besser genutzt werden. Dies kostet allerdings ein wenig mehr Energie.
Keine klassische Heizung
Ein Passivhaus ist so konstruiert, dass im Grunde keine klassischen Heizkörper mehr nötig sind. Sonnenwärme, Dämmung und die Wärmerückgewinnung der Lüftungsanlage reichen oft aus, um das Gebäude ganzjährig warm zu halten. Ist abzusehen, dass dies aufgrund der baulichen Lage oder bei längeren Kälteperioden nicht genügt, gibt es verschiedene Optionen für zusätzliche Wärme: So kann eine Wärmepumpe, ein klassischer Heizkessel oder Pelletofen installiert werden. Auch ein Fernwärmeanschluss ist möglich. Ein Heizregister in der Lüftungsanlage kann die zusätzliche Wärme im Haus verteilen.
Welche Kosten fallen beim Passivhausbauen an?
Die Kosten für einen Passivhaus-Neubau oder eine Sanierung nach Passivhaus-Standard sind von Projekt zu Projekt unterschiedlich. Die Baukosten sind zudem derzeit sehr schwer kalkulierbar, weil sie in den letzten Monaten stark gestiegen sind und weiter steigen.
Der Experte rechnet nach dem Stand von 2020 vor: „Wenn Sie es direkt vergleichen wollen, kann man sagen, dass Sie bei einem Neubau etwa 100 Euro und bei einer Sanierung 150 Euro pro Quadratmeter Mehrkosten haben als nach herkömmlichem Baustandard. Wir haben bisher mit dem alten Gaspreis von 8 bis 10 Cent pro Kilowattstunde gerechnet. Demnach hätten Sie die Investitionskosten nach 20 bis 30 Jahren durch die Energieersparnis wieder amortisiert. Allerdings wird die Zeitspanne, in der Sie nach der Passivhaus-Investition eine positive Bilanz ziehen, kürzer. Bei den derzeit steigenden Energiepreisen lässt sich jetzt sagen: Wer vor zehn Jahren ein Passivhaus gebaut hat, macht heute bereits einen sehr guten Schnitt! Und wer heute damit beginnt, muss zwar mit höheren Baukosten rechnen, aber es lohnt sich für ihn aller Voraussicht nach ebenfalls.“
Dazu kommt die ökologische Bilanz. Privathaushalte sind für zehn Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich. In Deutschland gehen davon gut zwei Drittel allein auf Kosten von Heizungen. Das Heizen mit fossilen Energiequellen hat 2019 zu einem Ausstoß von 148 Millionen Tonnen CO2 geführt. Ein Passivhaus ist also das Beste, was Sie für die Umwelt tun können, wenn Sie ein Gebäude sowieso neu bauen oder demnächst sanieren wollen.
Die schnelle Frage zum Thema:
Warum werden nicht mehr Passivhäuser gebaut?
Passivhäuser stehen für einen höchst energieeffizienten Baustandard – aber dennoch haben sie sich noch nicht flächendeckend durchgesetzt. Der Anteil neuer Passivhäuser im Vergleich zu klassisch beheizten Gebäuden liegt nur etwa bei fünf Prozent. Dabei müssen laut EU-Richtlinie seit 2021 eigentlich alle Neubauten eine Energiebilanz vorweisen können, die nur der Passivhaus-Standard erfüllen kann.
Die Gründe für die schwache Nachfrage sind vielschichtig. Dr. Kaufmann sieht die Ursachen unter anderem bei der Politik und bei mangelnder Aufklärung. „Wir beklagen uns regelmäßig darüber, dass das EU-Recht hierzulande bislang kaum durchgesetzt wird.“
Für viele Bauinteressenten, die für einen Hausbau knapp kalkulieren müssen, ist zudem jede zusätzliche Investition schwierig. „Hier muss man den Leuten besser vermitteln, dass es langfristig lohnenswerter ist, in Komponenten wie die Gebäudehülle zu investieren. Denn dies kann man, im Gegensatz zu einer Badezimmerrenovierung, nicht in ein paar Jahren einfach nachholen.“ Ein Passivhaus ist zudem auch nur effizient, wenn alle Elemente bedacht sind. Spart man etwa bei einzelnen Komponenten wie den Fenstern, geht das Gesamtkonzept nicht auf.
Der Experte vom Passivhaus Institut rät daher jedem, der sich für Passivhausbau interessiert, dies auch den Architekten und Bauherren deutlich mitzuteilen und nachzufragen, welche Optionen diese anbieten. „Die Baubranche richtet sich natürlich nach dem Bedarf. Und je mehr Leute sich danach erkundigen, desto mehr wird auch dementsprechend mit der besseren Qualität gebaut!“
Vor- und Nachteile von Passivhäusern im Überblick
Vorteile von Passivhäusern
Energieeffizienz: bis zu 90 % weniger Heizenergie
Umweltfreundlichkeit: geringer CO2-Ausstoß und Nutzung erneuerbarer Energien
Raumklima: konstant angenehmes Klima im Sommer und Winter
Nachteile von Passivhäusern
Höhere Baukosten: amortisieren sich ggf. erst nach 10–20 Jahren
Exakte Planung und Koordination nötig: Werden bei der Konstruktion der luftdichten Gebäudehülle Fehler gemacht, kann das ganze System instabil werden.
Eingeschränkte Gestaltung: Durch die speziellen Anforderungen an die Funktionalität müssen ggf. das Design und die Ästhetik ein wenig modifiziert werden. Individuelle Lösungen sind immer möglich und viele gebaute Passivhäuser sind architektonisch gut gelungen.
den Artikel: