Das Seniorenstudium ist für viele ältere Menschen ein lang gehegter Traum. Ob als Gasthörer, im Studium generale, in Seniorenprogrammen oder als normales Studium – es gibt verschiedene Möglichkeiten je nach Interesse und Voraussetzungen. So verwirklichen Senioren entspannt ihren Traum vom Studium.
Seniorenstudium: Welches Fach ist das richtige?
Heidi Dräger musste nicht lange überlegen: Als sie von einer Freundin vom Seniorenstudium erfuhr, war die 65-Jährige sofort begeistert. „Auch das Fach war mir gleich klar: Ich lese sehr gerne klassische Literatur, deshalb habe ich mich für Germanistik eingeschrieben.“ Denn für ein Seniorenstudium gibt es verschiedene Möglichkeiten. Hier kommt es auf die eigenen Interessen und Ziele an. Eine wichtige Frage ist: Was wollen Sie mit Ihrem Studium erreichen?
Studieren als Gasthörer
Heidi Dräger wollte gerne ihre persönlichen Interessen vertiefen und hat sich für ein Seniorenstudium als Gasthörerin entschieden. „Ich brauche ja keinen akademischen Abschluss mehr“, sagt sie schmunzelnd. Der Vorteil: Anders als bei den normalen Studiengängen, brauchen Sie für das Studium als Gasthörer kein Abitur.
Die Universitäten bieten ausgewählte Veranstaltungen für Gasthörer an. Die Bandbreite der Angebote ist groß und geht von den Geistes- und Sozialwissenschaften, über die Naturwissenschaften bis hin zur Medizin. Hier entscheidet also das eigene Interesse über die Studienfachwahl.
Das Studium generale
Das Studium generale ist ein interdisziplinäres Fächerangebot, das es an vielen Hochschulen gibt. Durch das Studium generale können Sie sich in aller Breite bilden, aber auch in Nachbardisziplinen Einblicke erhalten.
Seniorenstudium mit Zertifikat und Abschluss
Möchten Sie mit Zertifikat abschließen? Dann kann ein fachspezifisches Seniorenprogramm sinnvoll sein. Manche Universitäten bieten Seniorenprogramme über mehrere Semester in bestimmten Fachrichtungen an. Sie schreiben dann aber auch zum Beispiel eine Abschlussarbeit und erhalten ein Zertifikat über Ihre Leistungen. Auf dem Weg dahin ist Jürgen Tiedemann, der im zweiten Semester einen Technikschwerpunkt an einer deutschen Hochschule studiert: „Ich habe bereits beruflich im technischen Bereich gearbeitet. Das Studium fordert mich noch mal heraus und ich lerne trotz meiner großen Erfahrung jede Menge dazu“, erzählt der 69-Jährige Ingenieur begeistert.
Ziel: berufsqualifizierender Abschluss
Wer einen berufsqualifizierenden Abschluss anstrebt, beispielsweise einen Bachelor- oder Masterabschluss, muss sich ebenso einschreiben oder bewerben wie jüngere Studenten. Zudem müssen Sie die gleichen Aufnahmebedingungen erfüllen, beispielsweise das Abitur absolviert haben.
Senioren studieren entspannter
Seniorenstudium: Wer ausgesorgt hat, studiert ohne Druck
Anders als jüngere Studenten geht es Senioren meist nicht um eine Berufsqualifikation. Viele von ihnen haben bereits vorgesorgt und studieren aus eigenem Interesse. „Ich habe mich schon immer für Geschichte interessiert und kann nun dieses Interesse vertiefen. Da ich finanziell keine Sorgen habe, kann ich mich dem Studium unbeschwert widmen“, sagt Hans-Peter Martens, 75 Jahre alt und Gasthörer an einer deutschen Universität.
Seniorenstudium: Lernen im Alter
Das Lernen fällt im Alter oft schwerer – doch das Seniorenstudium bietet hier viele Vorteile: „Da ich keinen Druck habe, habe ich genug Zeit und Muße, im eigenen Rhythmus zu lernen. Durch das Studium bleibe ich geistig fit. Es macht mir einfach Freude, immer wieder dazuzulernen“, erklärt Martens.
Wissen hilft beim Seniorenstudium
Hilfreich beim Lernen ist die sogenannte kristalline Intelligenz. Ältere Menschen haben durch ihre Lebenserfahrung ein größeres Wissen als jüngere. Dieses hilft, neue Informationen zu speichern und einzuordnen und macht ein langsameres Lerntempo wieder wett. Für den Ingenieur Jürgen Tiedemann ist sein Vorwissen jedenfalls eine große Hilfe, betont er.
Studieren mit Jüngeren – so geht’s gut
In Veranstaltungen, die für alle Studierenden offen sind, kommen Senioren auch mit jüngeren Studenten zusammen. „Hier ist gegenseitige Rücksichtnahme wichtig. Vor den Klausuren lasse ich den jungen Studenten gerne den Vortritt, denn sie müssen im Gegensatz zu mir die Prüfungen bestehen“, sagt Germanistikstudentin Heidi Dräger.
Alt und Jung lernen gemeinsam
Doch gemeinsames Lernen hilft auch Vorurteile abzubauen, beispielsweise in einer Lerngruppe. „Ich lerne viel von den jungen Leuten, ihren Umgang mit der digitalen Technik zum Beispiel. Gleichzeitig kann ich ihnen mit meiner Lebenserfahrung weiterhelfen“, berichtet Martens. Gemeinsames Lernen kann so zu einem Gewinn für alle werden.
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