Hochwasser und Starkregen – so schützen Sie Ihr Haus

Die Überschwemmungsereignisse 2021 haben es gezeigt: Auch Wohngebiete abseits der großen Flüsse können von Überflutungen betroffen sein. Eine finanzielle Absicherung gegen Schäden durch Überschwemmungen ist unabdingbar. Wichtig sind jedoch auch Vorkehrungen, die Ihr Haus vor Hochwasser schützen.

Beim Thema Hochwasser haben viele sofort die Bilder der Sturzflut im Jahr 2021 im Kopf. Der Schrecken über die Folgen  der überfluteten Flüsse Ahr und Erft bleibt sicher lange in Erinnerung. Beide sind Nebenflüsse des Rheins und waren zuvor außerhalb von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen nur wenig bekannt.

Wasserschäden drohen nahezu überall

Das zeigt: Hochwasserschäden gibt es nicht nur an den großen Flüssen. 2017 etwa wurde Berlin überschwemmt, Wuppertal im Jahr 2018 und 2021.  Und selbst in Häusern weitab jeglicher Gewässer kann nach heftigen Regenfällen Wasser durch Türen sowie Kellertüren und -fenster eintreten.

Das Thema Überschwemmung wird bleiben

Wetterkapriolen dieser Art werden leider keine Ausnahme bleiben. Immer wieder wurden in den letzten Jahren aus harmlosen Bächen und Flüssen blitzartig reißende Sturzbäche, die umliegende Dörfer und Gemeinden überfluteten. Oliver Hauner, Klimaexperte beim Gesamtverband Deutscher Versicherer (GDV), sagt: „Ein Hochwasserereignis, wie wir es heute alle 50 Jahre kennen, wird in Zukunft wahrscheinlich alle 25 Jahre auftreten.“

Hochwasserschutz rückt stärker in den Fokus

Dennoch sind laut einer GDV-Erhebung nur rund 46 Prozent aller Gebäude in Deutschland gegen  Naturgefahren wie Hochwasser und Überschwemmungen versichert. Eine Quote, die angesichts der immensen versicherten Schäden im Jahr 2021 dringend erhöht werden muss, so GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

Schäden und Todesfälle durch Wassermassen

An den Folgen des Tiefdruckgebiets „Bernd“ starben mehr als 180 Menschen. Die finanziellen Schäden schätzt der Verband auf insgesamt 8,2 Milliarden Euro. Asmussen: „Wir können es nicht hinnehmen, dass jedem zweiten Haus der Versicherungsschutz gegen Klimaschäden fehlt.“

Türen, Kellerfenster, Lichtschächte – Hochwasser steigt sehr schnell

Der Glaube „Mir wird schon nichts passieren“ ist jedoch nach wie vor weit verbreitet. Die Folgen von Starkregen, Sturm und Hagel werden zudem oft unterschätzt, vor allem das Tempo von Überflutungen. In Simbach am Inn stieg der Pegel des Simbachs 2016 in kürzester Zeit von 50 Zentimetern auf über 5 Meter! Viele Bewohner konnten sich gerade noch auf die Dächer ihrer Häuser retten. Derweil drangen die Wassermassen durch Türen, Kellerfenster und Lichtschächte ins Haus ein.

Wasserstand: Genaue Prognosen sind schwierig

Hinzu kommt, dass auch ein langsam steigender Wasserpegel nicht immer exakt vorhergesagt werden kann. In Passau wurde beim Hochwasser 2013 ein Donau-Pegelstand von 9,50 Metern prognostiziert. Doch dann stieg der Wasserstand auf die Rekordhöhe von 12,89 Metern. Die getroffenen Schutzmaßnahmen genügten nicht, um Schlimmeres zu verhindern.

Vorsicht, Rückstau in der Kanalisation!

Und selbst wenn es weit und breit kein Gewässer gibt, drohen Wasserschäden. Bei Starkregen etwa kann die Kanalisation überlastet sein. Dann bildet sich ein Rückstau, und Abwasser dringt in das Haus ein, zum Beispiel durch Toiletten oder Duschen. Schnell sind Kellerräume oder Souterrains vollgelaufen.

Eine Versicherung ist fast immer möglich

Bei einer Überschwemmung kann es schnell zu teuren Schäden kommen, die auch existenzgefährdend sein können. Daher ist es zunehmend wichtig, eine Wohngebäudeversicherung abzuschließen, die auch sogenannte „weitere Naturgefahren“ abdeckt. Damit auch Schäden z. B. durch Überschwemmung und Rückstau finanziell abgesichert sind.

Nicht immer helfen Bund und Länder Unversicherten bei Überschwemmungen

Auf staatliche Hilfen können Sie sich im Ernstfall nicht verlassen. Die Regelungen für die Auszahlung von Hilfsgeldern sind in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich, und es gibt strenge Auflagen.

Wird eine Versicherung gegen Hochwasser bald Pflicht?

Im Lichte der Hochwasserkatastrophe 2021 denkt die Politik über eine Pflicht zur Versicherung gegen Elementarschäden nach. Die deutschen Versicherer haben ein Gesamtkonzept zur Klimaanpassung vorgelegt, in dem auch die risikogerechte Absicherung aller Neu- und Bestandsbauten in der privaten Wohngebäudeversicherung vorgesehen ist.

Wie können Sie Ihr Haus vor Hochwasser schützen?

Neben einer Versicherung, die auch weitere Naturgefahren abdeckt, können Sie an Ihrem Haus Vorkehrungen für den Fall einer Überschwemmung treffen. Diese können sowohl baulicher Natur sein, als auch unterstützende Geräte betreffen.

Haus auf Schwachstellen überprüfen

Wie ist es grundsätzlich um Bausubstanz und Mauerwerk bestellt? Steht Ihr Haus am Hang oder am Fuß einer Senke? Wo könnte Wasser eindringen? Sind Kellerfenster und -türen hinreichend stabil, um Wassermassen standzuhalten? Hilfreich ist auch ein Blick in die Umgebung. In dicht bebauten Gegenden ist beispielsweise das Erdreich fast flächendeckend versiegelt, Wassermassen können kaum ins Erdreich versickern und suchen sich dann einen anderen Weg.

Steht Ihr Haus in einem Risikogebiet? Der Hochwasserpass verrät es

Über die Risikolage in Ihrer Region können Sie sich mithilfe des Hochwasserpasses informieren, einer Initiative des HochwasserKompetenzCentrums e.V. (HKC). Auf deren Webseite finden Sie auch weitergehende Tipps zu empfehlenswerten Schutzmaßnahmen.

Bauliche Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser

Die größte Schwachstelle in Sachen Wasserschäden ist grundsätzlich der Keller. Denn dort kann etwa auch Grundwasser eindringen. Druckwasserdichte Fenster und Türen sind eine geeignete Schutzmaßnahme. Bei Lichtschächten können Sie über eine Erhöhung der Lichtschachtoberkante nachdenken.

Mobile Systeme helfen nur bedingt

Mobile Systeme wie zum Beispiel Sandsäcke oder Dammbalkensysteme sind zwar sinnvolle Schutzmaßnahmen, haben aber auch ihre Nachteile. Sie müssen im Ernstfall die richtige Anwendung kennen, und das sollte vorher geübt werden. Und was ist, wenn Sie nicht zu Hause sind? Sorgen Sie daher lieber auf lange Sicht vor.

Rückstauklappen helfen, falls die Kanalisation überlastet ist

Sollte das örtliche Abwassersystem, etwa durch Starkregen, überlastet sein, helfen Rückstauklappen oder -ventile. Diese blockieren in Ihren Abwasserleitungen den Rückfluss aus der Kanalisation.

Wenn das Hochwasser droht – Wertgegenstände in Sicherheit bringen

Spätestens wenn vor einer Gefährdungslage gewarnt wird, sollten Sie wertvolle und elektronische Gegenstände in Sicherheit bringen. Das gilt besonders für den Keller. Lagern Sie die Sachen also an einem erhöhten Ort oder, noch besser, auf dem Dachboden. Vorsicht, wenn bereits Wasser im Keller steht, gehen Sie nicht mehr hinein. Das Wasser kann sehr schnell ansteigen oder sogar unter Strom stehen, das bedeutet Lebensgefahr!

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