Was macht die Inflation mit meiner Rente?

Die Inflation in Deutschland lag im Jahr 2021 erstmals seit 29 Jahren über 3 Prozent. Welche Folgen hat die allgemeine Preissteigerung auf Rente und Kaufkraft? 10 Beispiele aus dem Alltag – mit Inflationsrechner!

„Die Brieftaschen werden immer voller und die Einkaufstaschen immer leerer.“ So beschrieb einst der US-Komiker Robert Orben das Wort „Inflation“. Dieser Prozess der allgemeinen und anhaltenden Erhöhung des Preisniveaus von Gütern und Dienstleistungen ist kurzfristig kaum spürbar, es sei denn, sie erfolgt sprunghaft.

Wie sicher ist die Rente?

Langfristig hat die Inflation jedoch große Auswirkungen, die oft unterschätzt werden. Und da sind wir schon beim Thema Rente und der Frage: Wie viel sind meine Ersparnisse und meine eingeplante oder gewünschte Rente eigentlich noch wert, wenn ich im Ruhestand bin?

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Inflation 2021: höchster Wert seit 1993

Im Jahr 2021 lag die Teuerung in Deutschland durchschnittlich bei 3,1 Prozent und knackte damit erstmals seit 1993 die 3-Prozent-Hürde. Im Dezember 2021 stand sogar eine 5 vor dem Komma, der Januar lag bei 4,9 Prozent. Für den weiteren Verlauf 2022 rechnen Experten mit einer Teuerung von knapp drei Prozent im Jahresvergleich zu 2021.

Was bedeutet das ganz praktisch, etwa für einen heutigen Betrag von 10.000 Euro? Diese Summe hätte bis zum Jahr 2042 bei einer zugrunde gelegten und konstanten Inflation von 3 Prozent nur noch eine Kaufkraft von 5.537 Euro – dies entspricht einem Kaufkraftverlust von 4.463 Euro.

Inflation und Rente: Der Blick in die Zukunft

Auch wenn die allgemeine Preisentwicklung bei Weitem nicht der einzige Faktor dafür ist, was ein Produkt kostet, steht fest: In 20 Jahren werden Sie sich für den gleichen Betrag insgesamt weniger leisten können. Ein Pfund Kaffee würde selbst durch eine sehr geringe Inflationsrate von 1 Prozent nicht mehr 6,99 Euro, sondern 8,53 Euro kosten. Für einen VW Golf müssten Sie statt 28.500 mehr als 34.700 Euro zahlen. Und der Liter Superbenzin würde 2,12 Euro kosten. Sie möchten wissen, wie sich Ihr Erspartes entwickeln könnte? Probieren Sie es mit dem Inflationssimulator einfach mal aus!

Leidet die Rente unter der Teuerung?

Was bedeuten die momentan schneller steigenden Inflationsraten für die Rente? Sorgen sie für einen spürbaren Kaufkraftverlust im Alter? Knapp drei Viertel der über 50-Jährigen hierzulande erwarten, dass die Inflation auf dem derzeit hohen Niveau bleibt oder gar steigt. Das geht aus einer Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) vom August 2021 hervor. Die gute Nachricht: Bisher konnten die Rentenerhöhungen die Teuerung kompensieren.

Rentenhöhe seit 2000

In den ersten 10 Jahren des 21. Jahrhunderts blieben die Renten hinter Inflation zurück. Die Standardrente im Westen stieg um 9,5 % und im Osten um 11,7 %. Die Inflationsrate lag bei 16,6 %. Von 2010 bis 2020 sank die Inflation auf 13,5 %, die Standardrente im Westen aber um 25,7 % und im Osten um 37,7 %.  Zur Ermittlung der Standardrente dient eine fiktive Person. Diese zahlt 45 Beitragsjahre lang in die Rentenversicherung ein. Dabei wird Jahr für Jahr das für dieses Jahr ermittelte Durchschnittseinkommen zugrunde gelegt. Diese Rente liegt zurzeit bei 1.538,55 Euro im Westen und 1.506,15 Euro im Osten des Landes vor Abzug von Kranken- und Pflegeversicherung und vor Zahlung von Steuern. Das Rentenniveau – ein statistischer Wert der Rentenversicherung, der jährlich berechnet wird und in Prozent ausdrückt, wie sich die sogenannte Standardrente zum aktuellen Durchschnittseinkommen entwickelt – ist seit 2000 um 9 % gesunken und soll nun – so die Bundesregierung – bis 2025 stabil bleiben.

Im Vorjahr Kaufkraftverlust für Rentenbezieher

Im Jahr 2021 hat sich die Situation jedoch spürbar verschlechtert. Die Rentenhöhe stagnierte im Westen und stieg im Osten nur minimal (0,72 Prozent). Hintergrund: Die gesetzliche Rente ist an die Lohnentwicklung gekoppelt, und die Löhne brachen im Vorjahr wegen der Corona-Krise ein. Dem gegenüber jedoch führten unter anderem Lieferengpässe und steigende Energiepreise für spürbare Teuerungen für den Rentenbezieher.

Ab 2025 deutlich weniger Beitragszahler

Die Pandemie hat gezeigt, dass nicht alles im Leben planbar ist. Für das Jahr 2022 rechnen Experten zwar bereits wieder mit Rentenerhöhungen von zirka 4,4 Prozent. Dennoch kommen große Herausforderungen auf die gesetzliche Rentenversicherung zu. Denn in den nächsten Jahren gehen die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand. Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen vom „Forschungszentrum Generationenverträge“ denkt besonders an die Zeit ab 2025: „Da gehen Millionen in die Rente. Das wird die große Belastungsprobe, weil es dann im Verhältnis viel zu wenig Beitragszahler gibt.“

Die eine oder andere Rentenanpassung wird unumgänglich sein, auch die Rentenbeiträge könnten steigen. Wie die Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995 gezeigt hat, können auch ganz neue Beiträge auf uns zukommen. Der demografische Wandel hat Auswirkungen. In ihrer 133-jährigen Geschichte hat die gesetzliche Rentenversicherung schon manche Rentenreform auf den Weg gebracht.

Rente und Inflation: Welche Herausforderungen warten?

Ein Blick auf die vergangenen 20 Jahre macht zudem klar, wie etliche äußere Faktoren Rente und Inflation beeinflussen können. Die Finanzkrise 2008 drohte, Ersparnisse zu vernichten. In der finanziellen Schieflage der südeuropäischen Länder 2012 waren Zentralbank und kluge Geldpolitik gefragt. Und aktuell wird sich der Krieg in der Ukraine mindestens auf die Energiepreise in Deutschland auswirken. Bei aller Zuverlässigkeit der gesetzlichen Rentenversicherung bleibt daher festzuhalten: Eine zusätzliche private Absicherung ist unbedingt empfehlenswert.

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